Das ist die alte Verletzung, sagte er und rieb sich über sein Knie, die alte Kriegsverletzung. Das ist nur, weil er nervös ist, sagte sie, warf ihm einen Blick zu und lächelte. Dann griff sie nach seiner Hand und drückte sie. Und mit diesem einen federleichten Griff aus braungefleckten, von blauen Adern deutlich durchzogenen Händen veränderte sich die Haltung des Alten. Sein gerades Kreuz sackte ein, die Anspannung floh aus seinen Schultern, seine rechte Hand legte sich auf die seiner Frau und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Plötzlich wirkte er um Jahre jünger und bereit, es mit allen Widrigkeiten aufzunehmen.
Nun stellen Sie Ihre Frage, junger Mann, forderte er auf. Nun, seine Leser würde interessieren, wie sie es denn schafften, 60 Jahre beieinander zu bleiben. Ihre Mundwinkel verzogen sich leicht nach oben, doch seine wurden verkniffen. Die linke Hand klemmte er hinter sein Ohr und beugte sich etwas vor, um besser zu verstehen, als der Junge die Frage wiederholte. Junger Mann, polterte der Alte. Was soll denn das heißen? Wie ich es schaffe? Eine solche Frage stellt sich doch überhaupt nicht. Damals, als sie 19 war, da habe ich ihr ein Versprechen gegeben. Und ein Versprechen bricht man nicht.
Er wollte etwas Romantischeres hören, wisperte seine Frau ihm zu. Nein, nein, das sei schon in Ordnung, versicherte der Junge und schämte sich. Doch da hob der Alte seinen Zeigefinger und wiederholte grimmig: Schaffen. Schaffen. Wie ich es schaffe? Dann sah er seine Frau an: Weil du mein Zuhause bist.
Diesen beiden in den Kopf gelegt.
♥♥
Sehr berührend