Mit 18 Jahren gehörte Reife in Partnerschaften noch nicht wirklich zu meiner Stärke. Es gab damals kleine Teufel in mir, die sich mit Beziehungssituationen, sofern sie einfach und geradlinig waren, nicht zufrieden geben konnten. Sie wollten mehr. Immer mehr.
Markus, jener Junge, den meine Mutter die erste Zeit nur, eher abfällig, „Der Junge mit den lila Haaren“ genannt hatte, war ideenreich, fantasievoll, interessant, wissender in manchen Dingen und treu. Treu. Ich nicht. Immer noch in Niko verschossen, knutschte ich aber nicht diesen, sondern einen wildfremden Typen in der Disco und sagte Markus erst einmal nichts davon. Ihm, nach vier Monaten Beziehung, zu offenbaren, dass ich mir vorstellen konnte, von Niko Kinder zu bekommen, half allerdings unserer Zweisamkeit nun auch nicht.
Es war demnach nur wenig erstaunlich, dass er sich von mir zu entfernen begann. Eines Abends sagte er mir, er habe mit einem Mädel von seiner Schule längere Zeit gesprochen, und ich spürte, dass zwischen ihm und ihr etwas sein würde. Ohne ihm eine Begründung zu geben, ließ ich ihn im Burger King sitzen und fuhr heulend weg. Und ja, danach hatten wir eine Woche keinen Kontakt; und ja, wir versuchten, nachdem ich ihm mein Fremdknutschen gestanden hatte, unsere Beziehung mit einer Fahrt nach Paris zu kitten; aber nein, es war nicht erfolgreich. So sehr ich mir auf einmal wünschte, wir würden es hinbekommen: Nachdem er mir sagte: „Ich habe dich in mir weggeschlossen. Manchmal komme ich durch die Gitterstäbe noch an deine Haut heran, aber niemals mehr ganz an dich“, wusste ich, dass ich, durch eigene Schuld, ausgewünscht hatte.
Meine Mutter aber hielt mir noch Jahre vor: „Wärst du mal mit Markus zusammen geblieben.“ – Aus dem Jungen mit den lila Haaren war ihr Wunschschwiegersohn geworden.
Oma Frieda sagte eimal zu mir: „Als das Wünschen noch geholfen hat, konnten die Tiere auch noch sprechen.“ Ich glaube, jetzt verstehe ich erst, was sie gemeint hat. Danke dafür.
Auf diesen Teil meiner Lebensgeschichte mag es passen – aber generell wäre es mir zu negativ. Meinst du nicht, dass manchmal das Wünschen auch von Erfolg gekrönt und nicht nur ein Märchenmerkmal ist?
Natürlich hilft das Wünschen manchmal. Manchmal eben auch nicht. Wer weiss das schon? Was wäre denn gewesen, wenn Du diesen Schwiegersohn wirklich behalten hättest. Vielleicht hätte sich Deine Mutter die Haare gerauft. Vielleicht wärt ihr euch mit der Zeit langweilig geworden. Möglicherweise hättet ihr auch ein glückliches Leben zusammen gehabt. Da ist doch alles drin. Ein ist mal klar: wenn du diesen Menschen heute noch vermisst, dann hast Du irgendwann etwas falsch gemacht. Wann und was, das weisst Du, sonst eigentlich niemand.
Mir hat das Wünschen oft geholfen. Fast immer hat sich am Ende herausgestellt, dass jemand etwas nachgeholfen hat. Nur wenn ich mich auf mein Glück verlassen habe, hat es nicht geklappt. So etwas wird meine Oma gemeint haben.
Nein, ich habe nichts falsch gemacht. Ich vermisse ihn nicht. Aber damals, in diesen Momenten nach unserer Trennung, da war das sicherlich etwas anderes. Und was meinte Mutter sich wünschte, ist nie das ausschlaggebende in meinem Leben und bei meinen Entscheidungen gewesen. 🙂
Super! Wenn meine Oma noch lebte, fände die das sicher auch 🙂
Oh man. Was für ein Arschloch man war, als man jünger gewesen ist. Wenn ich manchmal überlege, was ich einigen Jungs zugemutet habe…die Armen 🙂
Pingback: Abnabelung | Lügengeschichte
Pingback: Das schwarze Herz schlägt wieder zu | Lügengeschichte
Rührend, Deine Geschichte und schön geschrieben *lächel*
Wer hatte eine solche Geschichte nicht ?
Also! das war …. *g*
Nein! Ich schweige. Ist ja auch nicht mein Blog *g*
Danke. Dann mach doch einfach einen Eintrag dazu in deinem Blog… 😉 Ich werfe mir solche Geschichten immer vor. Aber vielleicht auch nur, weil mein Verhalten mehr als einmal zeigte, dass ich nicht ganz „lieb“ bin…
Pingback: Heiße Nacht | Gescheuchten Igel
Pingback: Abnabelung | Gescheuchten Igel
„Lieb“ sein ist für Spießer 😉 Ich war nie lieb 😛
Hat dies auf Red Skies over Paradise rebloggt und kommentierte:
„[…] “Ich habe dich in mir weggeschlossen. Manchmal komme ich durch die Gitterstäbe noch an deine Haut heran, aber niemals mehr ganz an dich” […]“
stimmt, eine „schöne Stelle“ in einem beeindruckenden Erinnerungstext…
Das kleine Biest wohnt noch immer in mir. Vielleicht zieht es eines Tages aus, aber um ehrlich zu sein, habe ich die Hoffnung aufgegeben, dass es jemals ganz verschwindet. Dir einen schönen Start in Deine Woche! Liebe Grüße Peppa
Vieleicht muss es ja gar nicht ganz verschwinden bzw. vieleicht kann es das nicht.