Ansprüche, Meinungen, Urteile. All das ist um einen herum. Und manchmal fällt es einem schwer, gegen sie anzugehen. Vor allem wenn man noch ungefestigt ist. Oft ist es so einfach, sich vom Strom weitertreiben zu lassen, immer weiter und weiter; jeden Hype mitzunehmen und auf jeden Zug aufzuspringen. Ich bin nicht gegen die moderne Welt oder gegen Technik. Nur gegen überbordenden Kram, den niemand wirklich braucht und den alle bloß machen, um mitzuhalten. Denn ich bin gegen die Zerstörung von einigen gesellschaftlichen Regeln und einer gewissen Kultur.

Heute sieht fast jeder, der auf die Bahn, ein Auto, den Arzt, einen Freund wartet, auf ein Display. Bewahre, dass wir anderen Menschen in die Augen sehen. Oder – oh Schreck – dass wir mit ihnen reden sollen. Jeder muss bestimmte Bücher lesen und bestimmte Filme sehen und bestimmte Serien runterladen, denn sonst ist man ein Außenseiter. Wir alle dürfen nicht mehr wiegen, als die aus dem Fernsehen, sonst hadern wir mit uns. Jeder muss irgendeinen Spleen haben oder mit 35 auf einmal einen der zahlreichen Funsports beginnen und plötzlich Individualurlaub machen – uninteressant will ja niemand sein. Was sind das für Fesseln, mit denen wir uns anketten sollen?
Jepp. Ich klinge dagegen. Und bin anmaßend. Und gleich noch viel mehr, denn:
Manchmal glaube ich nicht, dass ihr glücklicher werdet, wenn ihr drei Stunden am Tag mit eurem Handy verbringt, euch das Knie beim ersten Mal surfen mit 35 ausrenkt, bei jedem Blick eines fremden Menschen nervös werdet, euch mit 40 in Indien bei eurem ersten Nicht-Pauschalurlaub den Magen auskotzt…
Manchmal glaube ich euch nicht, weil ihr bei all dem vergesst, welch glückliches Gefühl es ist, einfach einmal zufrieden zu sein.
An mein Herz, liebe Gescheuchte. Wo kann ich für anmaßende Zufriedenheit unterschreiben?
Hier und auf deinem Blog 😉
Dagegen sein ist ja auch eine der unterschätztesten Formen des Protestes. Einfach mal nicht mittun und gut.
Wahre Worte! Heutzutage muss man ja schon ein Facebook Account haben, sonst bekommt man „augenscheinlich“ nichts mehr mit. Du bist mit Leuten befreundet, die Du in Deinem ganzen Leben noch nie gesehen hast und und und. Unsere Gesellschaft geht immer mehr in diese Richtung, dass alles schnell schnell passieren muss, dabei sollte man für sich einfach nur Prioritäten setzen, und sich genau überlegen, was man mit seiner Zeit anfängt, dass einen für sich selbst weiterbringt und nicht nur das macht, was alle machen, um irgendwie mitreden zu können. Ich habe da so einen Spruch im Kopf (Habe heute wohl meinen Coelho Tag) Wenn man zu allem möglichen ja sagt, sollte man darauf achten, dass man damit nicht nein zu sich selber sagt…
Like! 🙂
Schön gesagt.
Auch wenn ich zugeben muss, bisher noch nie Pauschalurlaub gebucht zu haben… Ich weiß nicht, ob mich der glücklicher machen würde. Vermisst habe ich ihn noch nie.
Ich habe auch lange keinen Pauschalurlaub mehr gemacht, aber das meine ich ja auch gar nicht. Ich finde es nur seltsam, wenn man mit 30 auf einmal damit anfängt, weil man sich umhört und irgendwie angeblich alle das machen… 🙂
Das stimmt natürlich – bloß weil „alle“ was machen, heißt das noch lange nicht, dass es wirklich jedem Spaß macht. Zum Glück bin ich viel zu faul, um jedem Trend hinterherzurennen, das erspart mir vielleicht so manche Enttäuschung 😉
Dagegen, finde ich gut. Deine Denke gefällt mir. Und weil ich mir den ein oder anderen Schuh manchmal selber anziehen darf, darf ich auch darüber schmunzeln. Gut gebrüllt, Löwe 😉
Hat dies auf Tüpflischiesser rebloggt und kommentierte:
Ein erfrischender Querformat, die Dame. 🙂
Oder auch so: http://www.youtube.com/watch?v=9BJVAuYkHgE Der Wellenreiter.
Schönen Abend 😉
Hat dies auf Red Skies over Paradise rebloggt.
Ich habe das „Dafür“ gelesen, in deinem allerletzten Satz.
Ich stimme dir also zu 😉
Pingback: Werdet aktiv oder haltet die Schn**** | Gescheuchten Igel
Ein gutes, schön formuliertes Dagegen, so erzeugt es doch Achtsamkeit. Danke.
Unterwegs habe ich kein Display. Am gefährlichsten finde ich die Autofahrer die ständig „datteln“ und auf ihr Display schauen.
Ist nicht Jeder einmal fast-ein-jeder. Ich bin das ein paar mal in der Woche und unzufrieden mit diesem und jenem, doch ab und zu auch nicht. Das wechselt. Wie bei jedem, na ja, fast jedem.
Toll 🙂
ja
manchmal glaube ich euch nicht
immer öfters.
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Zum kontra gegen das kontra: in Zeitalter des Individualismus ist es nichts besonderes anders und dagegen (besonders) zu sein.
Jeder hat seinen Weg. Der eine wirkt angepasster, der andere k ontrakarikierender.
Ich wehre mich seit ein paar Jahren gegen die Trends, die Hypes und ja, manchmal wirst Du da dann auch ganz leicht als Außenseiter bezeichnet. Nur ein paar Beispiele: Nicht ständig online, Fußball gibt mir nichts und dann auch noch der Typ der Hut trägt und sich vegan ernährt… Ich fühle mich wohl damit 🙂
Oh aus meinem Herzen gesprochen, Danke!
Wie oft leiden Menschen unter dem Druck der Gesellschaft… Um zufrieden zu sein muss man sich erstmal selbst finden und das ist irgendwie gar nicht mehr so leicht… Um einen Job zu finden den man unbedingt will muss man interessant sein…ja ich spreche aus Erfahrung…
Deine Art uns Weise die Realität zu betrachten gefällt mir.
Dankeschön. Idealismus im Herzen. 😊
Wunderschön 😊 Ein zufriedenes Danke!