Räuber 5

Nur zwei Abende später klingelte ihr Telefon und er war dran. Sie spürte, wie ihr mit einem Mal heiß wurde. Allein schon seine Stimme zu hören… Es waren Schmetterlinge in ihr, sie flogen auf und ab und rumorten in ihr herum, so dass es kitzelte und ihr fast schwindelig wurde. Sie wusste, dass sie verliebt war. Nichts war schöner, als endlich auch einmal dieses Gefühl kennenzulernen. Denn sie hatte nicht nur gedacht, sie könne sich nie für einen Job begeistern, sondern genauso, dass sie nie lieben würde, einfach, weil es ihr bisher noch nicht passiert war. Sicher, sie hatte eine oder zwei Schwärmereien und sie sah zu gut aus, als dass sie nicht einigen Jungs aufgefallen wäre, und besagte dreimal hatte es zum Sex geführt. Aber sie hatte nie etwas dabei empfunden. Weder die tollen Sexgefühle, wie sie in den Büchern vorkamen, noch Liebe. Und so hatte sie eben vermutet, sie sei- wie nennt man das?- frigide. Frigide, gefühlskalt, eisern, unantastbar. Sie war all das nicht.

Sie trafen sich noch vor Silvester, noch vor Weihnachten. Und sie trug den Rock mit Overknees.

Wow“, entfuhr es ihm: „Du siehst gut aus. Wirklich.“

Sie lächelte: „Dank deines Rockes.“

Der ist nur Beiwerk. Und jetzt?“

Und jetzt?“, am liebsten hätte sie sich in seine Arme geworfen und ihn von oben bis unten geküsst. Doch das traute sie sich nicht. Obwohl die Gefühle in ihr Purzelbaum schlugen, hatte sie Angst ihn zu berühren. Vielleicht konnte er ja nicht küssen? Vielleicht hatte er Mundgeruch? Vielleicht würde er irgendwie all ihre Träume zerstören?

Ich bin dafür, dass wir ins Kino gehen.“

Der ideale Ort, um anzubändeln und rumzumachen.“

Ich geh doch nicht ins Kino, um rumzumachen. Dafür würde ich nicht das ganze Geld ausgeben. Ich lade dich nämlich ein.“

Doch als sie im Kino saßen, hielten sie es kaum aus. Er wollte ihre Hand nehmen. Sie wollte seine ergreifen. Beide trauten sich nicht, denn für beide war das Gefühl neu. Sie konnten sich nicht vorstellen, dass irgendwelche Menschen auf der Welt auch nur annähernd solche Gefühle füreinander hatten. Sie waren verliebt und der Rest der Menschheit interessierte sie nicht. Zehn Minuten nachdem es dunkel wurde – zehn Minuten hatte er es immerhin ausgehalten – zehn Minuten später also nahm er einen Finger ihrer Hand. Den Ringfinger. Dann den Kleinen, dann den Mittelfinger, und schließlich die ganze Hand. Sie drückte seine.

Mir is heiß“, flüsterte sie.

Frag mich erst mal…“

Sie wandte ihr Gesicht zu seinem, fühlte mit der anderen Hand seine Wange: „Du glühst.“

Und nicht nur da…“, murmelte er: „Wirst du schreien?“wollte er flüsternd wissen.

Wahrscheinlich. Ziemlich laut… Du hast nie jemanden so schreien hören… Nie, denn…“, weiter kam sie nicht, da er ihren Mund mit einem Kuss verschloss. Endlich.

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