Die Unnormalen XIV

– Er – 

Als ich auf sie heruntergesehen habe und sie mir sagte, dass sie für mich ein besseres Jahr wünscht als all die anderen, da wusste ich, dass sie immer noch so viel mehr von mir weiß, als die meisten anderen Menschen. Es ist komisch. Sie hat mir ja gar nicht gesagt, was sie mitbekommen hat und wir hatten bis zu diesem Zeitpunkt vermieden, über zu persönliche Dinge zu reden und vielleicht… Ich habe immer noch den Eindruck, dass sie mich sehr gut kennt. Sehr, sehr gut. Am besten.

Als ich auf sie heruntersah, da musste ich sie küssen. Und mal ehrlich: Wir wussten beide, dass der Abend da so oder so drauf hinauslaufen würde.

– Sie –

Ich sah, dass er sich zurückhielt und ich hatte Angst, dass er sich in den Kopf gesetzt hatte, sich den ganzen Abend zurückzuhalten und mich nicht zu küssen, nur um seinem verqueren Stolz genüge zu tun, nur um sich selbst zu zeigen, dass er mich nicht küssen muss, auch wenn er mit mir Zeit verbringt.

Aber er wollte mich küssen. Ich weiß, dass er es schon vorher wieder gewollt hat und trotzdem hatte ich Zweifel. Er kann mich zu einer unsicheren Zweiflerin machen, denn er hat diese ungeheure Macht über mich. Ich fürchte, dass er die immer haben wird, egal wie viele Jahre ins Land ziehen.

Das Feuerwerk um uns ist in vollem Gang gewesen.

Ich wollte mich schon wieder von seinem Gesicht wegdrehen, als sein Arm, der, der um mich lag, sich etwas zu verschieben begann und die Finger seiner Hand auf einmal um mein Ohr strichen… Da wusste ich es sicher. Ich wusste, was folgen würde und ich sah ihm fest in die Augen. Ich wollte sein Gesicht sehen, wenn es immer näher und näher auf mich zurückt. Ich wollte jede Sekunde in meinem Hirn einprägen und für immer dort versiegeln. Aber nun muss ich feststellen, dass ich es kaum noch abrufen kann, weil alles in diesen wenigen Minuten zusammengerückt und zu einem Gefühl verschmolzen ist.

Als sein Mund endlich wieder auf meinem lag, als sein Atem meine Wangen streifte, als seine Arme mich näher zu ihm zogen, da jauchzte alles in meinem Körper dieses „Endlich“ – tausendmal. Und eine leise, winzige Stimme flüsterte in mir: „Ich liebe dich.“

Ein Gedanke zu “Die Unnormalen XIV

  1. Aka Teraka

    „Aber nun muss ich feststellen, dass ich es kaum noch abrufen kann, weil alles in diesen wenigen Minuten zusammengerückt und zu einem Gefühl verschmolzen ist.“ …

    Lol. Das kennt man gut 🙂

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