Vor der Unibib. Ich sehe hoch und muss an dich denken. Die Augen werden sofort schwer. Eine Krähe krächzt aus dem Baum. 12 Jahre letzte Woche. Ich rufe deine Todesanzeigen auf. Alle bebildert. Ein neues Foto ist dabei. Ein neues altes.
Schlagwort: tod
Aus dem Nebel ein Grinsen
August. Zwanzig Jahre zurück. Ein Anruf. Ein Todesfall. Aus dem studentischen Sommerloch (und Sommerjob) gerissen. Der Lehrer, der am meisten lehrte, verstarb im Alter von 48 Jahren. Im Urlaub. Auf einen Berg rauf, von dem Berg runter. Herzinfarkt. Tot. Plötzlich wird das Liebesleben, sonst gedanklich mit Abstand auf dem ersten Platz, unwichtig. Im Kopf ist …
Da
D. hat mir geantwortet. Es klingt nicht ganz wie eine Mail von ihm, sie ist so offen ... Im letzten Absatz schrieb er, dass es sich vielleicht blöd anhört, aber dass er sich gefreut habe über das „bisschen“ Anteilnahme. „Bisschen“ ist gut, bei den Tränenbächen, die ich heulte. Heute war Ortsturnier und zuvor die Beerdigung. …
Leichter Flirt und schweres Herz
Diesen Tagebucheintrag so runterzuschreiben wie die anderen, fällt mir schwer, weil T. nicht mehr lebt, nur noch zwei Jahre gelebt hat. Ich habe ihm in meinem Beitrag "Das Schickal mit seinen Schlägen" schon ein kleines Denkmal gesetzt. Dennoch gehört er in diesen Sommer 2008. Aber vor allem ein Satz von damals schnürt mir die Kehle …
Sekunde
Sie dachte, er war es. Dass sie ihn gesehen hatte. Dass er vielleicht in der Stadt arbeitete. Es war seine Statur gewesen, seine Beachboy-blonden Haare und - als er sich umdrehte - sein prägnantes Kinn. Sie hatte ihn angesehen, eine Tausendstelsekunde nur und doch verfolgte er sie stundenlang. Ja, sie dachte, sie hätte ihn gesehen. …
Erst, wenn wir gehen
Geschichten haben einen Anfang. Immer. Irgendwie fangen sie an. Manchmal spüren wir, dass etwas Neues, etwas Umwälzendes in unser Leben tritt. Manchmal schleicht sich der Beginn ein und erst später bemerken wir, dass sich etwas entwickelt hat. Doch ein Ende, ein Ende haben die Geschichten unseres Lebens oft erst, wenn wir gehen, wenn wir für …
Das Schicksal mit seinen Schlägen
Manchmal treffen wir Menschen in unserem Leben und sie spielen eine Rolle. Keine große unbedingt, keine beständige vielleicht, aber irgendeine. Unwichtig sind sie jedenfalls nicht. Einen solchen Menschen lernte ich im Oktober 2000 an einem schönen Herbsttag während meiner ersten Geschichtsvorlesung kennen. Tom. Er saß neben mir. Seine Haare waren sehr kurz, dunkelblond, er hatte ein …
Wie es sein kann
Aus bald ist jetzt geworden. Das ist deine Geschichte. Die alten Augen haben ihre Farbe fast verloren. Verwässert blicken sie die Enkelin an. Brüchig ist die Stimme, vorsichtig die Gesten der faltigen Hände, während eine von ihnen durch die schütteren Haaren fährt, als würde das Thema dem Großvater wenig behagen. Doch schweigen mag er auch …
Endlich
Die Endlichkeit ist mir am Wochenende mit voller Wucht ins Gesicht geschleudert worden. Meine. Unsere. Als die zehn Jahre jüngere Kusine sagte, ich sei nun weiter von dem 18. Geburtstag weg, als jemals. Selbst als ich frischgeschlüpft war, war mir der 18. näher, als er nun ist. Oder als ich selbst laut feststellte, dass wir …
Ende der Nüchternheit
Er und sie, sie waren eher nüchterne Menschen. Sie hatten einander und das war genug. Sie wohnten zusammen, sie arbeiteten in der gleichen Stadt, sie verbrachten ihre Freizeit miteinander und ließen andere außen vor, gingen zu zweit was trinken, zu zweit bummeln, zu zweit zum Sport und auf Partys. Er und sie, sie waren ein …