Endlich

Die Endlichkeit ist mir am Wochenende mit voller Wucht ins Gesicht geschleudert worden. Meine. Unsere. Als die zehn Jahre jüngere Kusine sagte, ich sei nun weiter von dem 18. Geburtstag weg, als jemals. Selbst als ich frischgeschlüpft war, war mir der 18. näher, als er nun ist. Oder als ich selbst laut feststellte, dass wir die Hälfte nun wohl hinter uns haben: Die Hälfte des Lebens. Wenn es gut läuft. Und man das überhaupt will. Fast 80 sein.

Und dann andererseits stellte ebenjene Kusine fest, wie wenig Falten ich noch habe und dass man die Färbung der Haare nicht sieht. Und ich erzählte davon, dass am Wochenende eine ältere Kassendame bei einem Schulkonzert fragte: „Schülerin?“ Und ich nur „Lehrerin“ antwortete. (Nun sind ältere Dame sicherlich kein guter Altersmessgrad. Zumal, wenn sie fast 80 sind.)

Heute dann las ich von irgendeinem Kerl, von dem ich noch nie gehört habe, und der sprach davon, dass er nun, kurz vor seinem Krebstod, Gott gefunden habe. Und wenn es eines gäbe, das er bereue, dann, dass er ihn erst so spät fand. Er war 33. Noch so weit weg von 80.

Es hat alles mit Endlichkeit zu tun. Auch dass ich keine Kinder will. Denn die machen uns ja irgendwie unendlich, oder? Durch sie bestehen wir fort. Aber sie sind nicht wir, es ist nicht unser Hirn, sind nicht unsere Gedanken. Es sind nur die Gene, die sie weitertragen. Und Teilstücke meiner Gene haben auch andere. Wahrscheinlich ungefähr 80. Z.B. die Kusine.

Das eine kommt zum anderen zurück. Und so wohnt doch jeder Endlichkeit die Unendlichkeit inne. Irgendwie.

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