Ende der Nüchternheit

Er und sie, sie waren eher nüchterne Menschen. Sie hatten einander und das war genug. Sie wohnten zusammen, sie arbeiteten in der gleichen Stadt, sie verbrachten ihre Freizeit miteinander und ließen andere außen vor, gingen zu zweit was trinken, zu zweit bummeln, zu zweit zum Sport und auf Partys.

Er und sie, sie waren ein Doppelpack. Den einen ohne den anderen gab es nicht. Aber ihre Liebe war eine ruhige, tiefe, sanfte, keine überschäumend sprudelnde, die anderen Menschen ins Gesicht schwappte. Vielleicht, weil er und sie eher nüchterne Menschen waren.

Im Sommer fuhren sie gemeinsam in den Urlaub. Und sie lächelte für ein Foto, das niemand außer ihm sehen würde. Und sie schüttelte sich vor Schmerzen, die niemand außer ihm mitleiden würde. Und sie bat ihn sie nach Hause zu bringen. Er erfüllte ihr ihren Wunsch, ohne ihn zu hinterfragen. Die Krämpfe durchzogen während der Fahrt ihren schmalen Körper und Angst klomm langsam in ihm hoch. Und sie einigten sich darauf, sie direkt in ein Krankenhaus zu bringen.

Und als sie dort nur Tage später viel zu jung starb, war nichts mehr Nüchternes in ihm.

13 Gedanken zu “Ende der Nüchternheit

      1. Ich glaube, sie waren zufrieden so. Zumindest haben sie so gewirkt. Aber ja, wenn man natürlich vom frühen Tod gewusst hätte, vielleicht hätte man dann … Hm, nein, vielleicht auch nicht, wenn man doch zufrieden war?!

      2. bei mir war es genau gegensätzlich … ich habe mit einem frühen ende immer gerechnet … dementsprechend gelebt … und nun … gibt´s mich immer noch …

        wie man es macht … oft ist es verkehrt … aber das muss jeder für sich leben … find ich …

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