Der Gedanke daran schnürt dir bereits nun die Luft ab. Und keiner kann es wirklich verstehen. Glaubst du. Du fühlst dich dumm und kindisch und hilflos. Dein Leben, du weißt es, dein Leben wird erst losgehen, wenn du das jetzt endlich durchstehen wirst. Du musst durchhalten. Du musst. All deine Pläne werden sonst unerfüllt bleiben, all deine Ziele unerreicht.
Du möchtest arbeiten. Und ein Kind mit deinem Mann. Und ein eigenes Haus. Und dieses spießige Leben, das viele andere so sehr ablehnen. Du wünschst dir nichts sehnlicher, als genau dieses Leben. Aber nach all den Jahren ist es immer noch weit weg. So weit weg.
In deinem Herzen wird es eng, in den Höhlen deines Hirns sammeln sich Flüssigkeiten. Ohrdruck, Augendruck, Nasendruck, Gehirndruck. Du ahnst, etwas in dir wird bald puffen, paffen, knallen, explodieren. Vielleicht du selbst. Weil so viel auf dir liegt, weil du in einer Spirale gefangen bist, die du nicht durchbrechen kannst. Oh, wie du sie durchbrechen willst! Wie sehr du dir eine Tür wünschst, auf der „Öffne mich“ steht, damit du aus deiner Enge hinaus treten kannst! Wie sehr!
Du schluckst. Noch einmal. Noch einmal. Du greifst nach dem Stift. Doch du kannst nicht. Dein Hirn ist leer: Der Druck hat alles Wissen hinausgepresst. Es ist die erste deiner Abschlussprüfungen. Aber du kannst nicht. Es ist deine letzte Chance, ansonsten waren all die Jahre Studium umsonst. Aber du kannst nicht. Kannst nicht. Legst den Stift beiseite. Du bist nicht dumm, du weißt es, eigentlich weißt du es, aber im Moment … kannst du nicht.
Prüfungen messen, was die Angst übrig gelassen hat. (Unbekannter Verfasser.)
Diese Prüfung wird nichts messen. Nichts.
Gescheuchten Igel 
Wie schrecklich. Beklemmend realistisch dargestellt. Ich bin froh, dass ich nie solche Prüfungsangst hatte…
Ich zum Glück auch nicht. Da bin ich eigentlich immer schon ziemlich locker reingegangen, weil für mich jede Prüfung einfach irgendwie immer einen Ticken zu unwichtig war …
Hat dies auf Nilzeitung rebloggt.